Die Qualität der Weine aus Zypern kommt aus der Höhe

Marcos Zambartas in seinem Weinberg.

Marcos Zambartas mit Mitarbeiter und Hündin Mara im Weinberg.

Es begann mit einem tiefen Fall. Bis in die späten 80er-Jahre produzierten vier grosse Unternehmen – Sodap, Keo, Etko und Loel – in den Häfen von Limassol und Paphos Massenweine für den osteuropäischen, den sowjetischen und teilweise auch den deutschen Markt. Der Zusammenbruch der Sowjetunion jedoch liess die osteuropäischen Absatzmärkte einbrechen. Bis nach der Finanzkrise Griechenlands 2013 schrumpften die Rebflächen auf 9000 Hektaren. Aber die Weinberge haben es in sich.

Die Qualität der Weine aus Zypern kommt aus der Höhe

Der Aufstieg nahm Fahrt auf mit dem Beitritt Zyperns 2004 zur EU, die Subventionen an die Weinindustrie zahlte. Heute gibt es 52 registrierte Weingüter (Stand 2014, «Cyprus» in Janis Robinson, «The Oxford Companion to Wine»). Die zypriotische Weinproduktion hat sich vom Massenmarkt hin zu eigenständigen Gewächsen entwickelt. An vorderster Front dieser Entwicklung stehen Weingüter wie Zambartas, Kyperunda, Tsiakkas und andere. Die jungen Winzer haben sich weitergebildet: Marcos Zambartas beispielsweise in Australien, Sophocles Vlassides in Kalifornien. Zwischen ihnen findet ein reger Austausch statt, sagt Zambartas. Einzelkämpfer gehören bei den jungen Wilden der Vergangenheit an.

Es ist heiss in Zypern. Wenn die Sonne mal fünf Tage nicht scheine, sei das ungewöhnlich, erzählt Zambartas. Die Weinberge liegen deshalb zwischen 600 und 1500 m ü. M. auf der Südseite des Troodos-Gebirges, wo es auch mal regnet. Die höhenbedingte Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht tragen zu Aromenvielfalt und genügend Säure bei.

Wurzelechte Reben

Marcos Zambartas (l.) und seine Crew am Lesetisch bei der Selektion von Maratheftiko.

Marcos Zambartas (l.) und seine Crew am Lesetisch bei der Selektion von Maratheftiko.

Zyperns Trauben mögens heiss. Die Weine werden aus autochthonen Trauben gekeltert. Und weil der zypriotische Weinbau von der Phylloxera (Reblaus) verschont geblieben ist, sind alle Reben wurzelecht, auch eingeführte internationale Sorten (die zuerst einer strengen Quarantäne unterzogen werden).

Aus den Trauben Xynisteri, Promara und Sultanina werden Weissweine gekeltert, aus Maratheftiko/Vamvakada, Lefkada, Ophtalmo und Mavro Rotweine. Gemäss Marcos Zambartas soll es 14 autochthone zypriotische Trauben geben – und es könnten mehr werden, fügt er hinzu.

Zypriotische Reben sind an die Hitze angepasst. Sie werden als Buschreben gezogen. Xynisteri werde gegenwärtig vom australischen Weininstitut wegen seiner Trockenresistenz getestet, sagte Zambartas.

Verkostet wurden insgesamt 18 zypriotische Weine auch älterer Jahrgänge: neun Weissweine der Sorte Xynisteri, sieben Rotweine der Sorte Maratheftiko und je eine Assemblage von Lefkada und Shiraz/Syrah und der internationalen Sorten Cabernet sauvignon, Merlot und Shiraz/Syrah. Ich habe kein Exemplar des berühmten Dessertweins Commandaria verkostet.

Xynisteri ist König

Petritis des Weingutes Kyperounda an der Degustation im Cafe Boy, Zürich.

Petritis des Weingutes Kyperounda an der Degustation im Cafe Boy, Zürich.

Am Event, organisiert von Paphos-Weine, Muttenz BL,  habe ich die folgenden neun Weine, die aus der Traube Xynisteri gekeltert wurden, probiert:

Die Jahrgänge 2009, 2012 und 2013 und die jüngeren 2015 bis 2017 des Petritis vom Weingut Kyperoundaebenso die Jahrgänge 2014 bis 2017 des Single Vineyard Xynisteri vom Weingut Zambartas. 

Jung zeigt sich der Petridis, der zu 100 Prozent aus Xynisteri gekeltert wird, mit Blüten und Kräuteraromen und Noten von gelben Früchten und Zitrusfrüchten. Durch vorsichtigen Holzeinsatz wird der Petritis fast samtig. Er ist trotz seiner feinen Aromastruktur kräftig.

Auch im Single Vineyard Xynisteri dominieren Kräuter- und Pflanzennoten. Dazu kommen Fruchtnoten von Birnen, Aprikosen und Äpfeln. Der Single Vineyard ist elegant.

Reifer Maratheftiko ist Trumpf

Wer einige Gläser eines Rotweines aus Maratheftiko getrunken haben, wird erstens den Wein lieben und zweitens Schwierigkeiten beim Aussprechen der Namen haben.  Ich habe insgesamt sieben Maratheftiko verkostet, alle reinsortig: vier Weine von Zambartas – 2008, 2010, 2014 und 2016 – und drei des Weingutes Tsiakkas, 2004 bis 2006, die unter dem anderen Namen des Maratheftiko, Vamvakada, verkauft werden.

Dass Weine von Maratheftiko altern können, zeigen die Rotweine von Tsiakkas deutlich. Sie zeigen keine Emüdungserscheinungen und weisen noch

Maratheftiko von Zambartas und der Shiraz-Lefkada (l.).

Maratheftiko und Shiraz-Lefkada (l.) von Zambartas.

immer Lagerpotenzial auf. Es dominieren schwarzfruchtige Aromen (Kirschen) in Kombination mit Reifearomen des Ausbaus: Bitterschokolade, Tabak. Hinzu gesellen sich im Gaumen rotbeerige Aromen wie beispielsweise Himbeeren. Als Gerüst dient die hohe Säure und die jetzt mittleren, reifen Tannine. Die jungen Weine von Zambartas zeigen schwarzfruchtige Aromen wie Kirschen, Cassis und Brombeeren. Der Ausbau im Holz führt schon jetzt zu sehr guter Harmonie. Auch hier ist die Säure hoch, die Tannine bei den jungen Weinen zwischen mittel und hoch. Der 2008 ist noch immer frisch mit leichten Reifenoten und hat Lagerpotenzial wie die Vamvakada von Tsiakkas.

In Zypern werden Weine aus internationalen Sorten oder aber Verschnitte mit lokalen Trauben produziert. Ich konnte den Shiraz-Lefkada 2016 von Zambartas und den Opus Artis 2012 aus 53 Prozent Cabernet sauvignon, 42 Merlot und 5 Prozent Shiraz des Weingutes Vlassides verkosten.

Der Shiraz-Lefkada 2016 (30.50 Franken bei Paphos-Weine) mit seinen Toast- und Röstaromen, Kirschen, Cassis und etwas Pfeffer ist jugendlich mit kräftigen Tanninen, kräftiger Säure und von verhaltener Kraft.

Der Opus Artis 2012 (32 Franken bei Paphos-Weine) wartet mit Paprika, Toast, Cassis und hohen Tanninen auf. Er ist ausbalanciert und sehr kräftig.


Der Weinblog war von Paphos-Weine, Muttenz BL, zur Verkostung gereifter Rot- und Weissweine im Cafe Boy, Zürich, eingeladen.