Mariacristina Oddero setzt sich seit 20 Jahren im traditionsreichen Gut ihrer Familie für die Herstellung qualitativ hochstehender Weine ein. Im Norden Italiens werden sechs Barolos produziert: ein Classico und je einer aus den Lagen Villero, Vignarionda, Brunate, Rocche di Castiglione und Bussia Vigna Mondoca.
La Signora setzt auf «weibliche Intuition»
Wir treffen Signora Oddero bei der Degustation ihrer Barolos im Haus zum Rüden in Zürich. Sie erzählt, woher ihre Weine kommen, wie sie hochwertige Gewächse vinifiziert und wie sie ihr Handwerk versteht. Ihre Weine seien das Resultat «weiblicher Intuition». Sie begleite ihre Barolos von den Trauben im Rebberg bis in den Keller. Denn für Mariacristina Oddero entsteht der Wein im Weinberg. Nur aus qualitativ hochwertigen Trauben könnten hochwertige Weine hervorgehen. Und für die Barolos kommen nur grosse, gebrauchte Eichenfässer zum Einsatz.»
Ein Teil der grossen Eichenfässer werden vom österreichischen Küfer Franz Stockinger hergestellt.
Der Klassische
Der Barolo 2013 (90 Punkte, 49.50 Franken) – man kann vom Classico sprechen – ist ein Verschnitt aus Nebbiolos der Weinberge Bricco Chiesa und Capalot in der Gemeinde La Morra und Fiasco in Castiglione Falletto. Ersterer bringt die Tannine und die Farbe, der zweite die Struktur und der dritte die Frucht. Die Rebberge werden biologisch bewirtschaftet. «Der Klassische ist der Repräsentant der Oddero-Familie», sagt die Signora. Der Klassische reift in Eichenfässern von 5000, 6000 und 10’500 Litern.
Barolo Villero 2013
Der Weinberg des Barolo Villero (91 Punkte, 79 Franken) liegt in der Gemeinde Castiglione Falletto und hat eine Süd-Südwest-Ausrichtung; sein ton-, kalk- und sandhaltiger Boden schenkt dem Wein die rotbeerige Frucht, florale Noten und Dichte. Gärung und Mazeration dauern insgesamt 25 Tage. Er reift 30 Monate in Eichenfässern von 1500 bis 3000 Litern und 4200 Litern. Wer warten kann, wird belohnt.
Brunate – Staub in der Nase
Die Lage Brunate erstreckt sich über die Gemeinden La Morra und Barolo. Der Rebberg von Oddero befindet sich zuoberst auf der Kuppe auf dem Gemeindegebiet von La Morra. Weil es dort oft windig sei, gebe es weniger Probleme mit Pilzbefall oder Bakterien, was die biologische Bewirtschaftung leichter mache, sagt Signora Oddero. Der Rebberg liegt auf 360 m. ü. M, die Reben sind über 80 Jahre alt. Das Gut erwarb den Weinberg 1968. Die Trauben werden sehr spät gelesen, was ihnen eine lange Reifezeit und viel Aromatik beschert. Oddero erzeugt mit dem Brunate einen traditionellen Barolo, der in Eichenfässern von 1500 Litern reift.
Der Brunate 2013 (93 Punkte) überzeugt mit vollem Körper, starken Tanninen, floralen Noten, roten Früchten und einem langen Abgang. Auffallend ist eine kräftige Staubigkeit in der Nase. Das sei ein Markenzeichen des jugendlichen Brunate, sagt Signora. Damit er sein volles Potenzial entfalten kann, muss man Geduld aufbringen.
Auch der Brunate 2011 (93 Punkte, 129 Franken) beginnt mit seinem Markenzeichen, der Staubigkeit, er wirkt rauer, besticht mit vollem Körper, Kräuterwürzigkeit mit Eukalyptus, roten Früchten, kräftigen Tanninen und einem sehr langen Abgang. Der 2011er ist noch jung und braucht Zeit.
Beim 2009er Brunate (95 Punkte) ist die Staubigkeit verschwunden; bei der Farbe zeigen sich Ansätze von Reife mit granatroten Tönen, in der Nase zeigt er noch immer seine Jugend mit roten Früchten, Kräuterwürzigkeit und floralen Noten (Rosen). Die Tannine sind abgerundet und von seidiger Textur, es folgen rote Früchte, Kräuter, Zedernholz und ein sehr langer Abgang. Er kann jetzt gut getrunken werden, hat aber noch viel Reifungspotenzial.
Der Barolo Brunate 2004 (94 Punkte) zeigt klare Reifetöne, die Nase ist geprägt von Kräuterwürzigkeit, Leder, Trüffeln und reifen Früchten. Er überzeugt mit vollem Körper, gut eingebundenen seidigen Tanninen, schöner kräftiger Säure und einem sehr langen Abgang. Er ist trinkbereit, hat aber noch Reifungspotenzial. Er wurde eine Stunde vor der Degustation dekantiert.
Riserva Vignarionda 10 Anni
Die Produktion des Riserva Vignarionda begann 1995 mit nur wenigen Flaschen. Heute kommen rund 2800 Flaschen auf den Markt. Oddero lässt den Vignarionda zehn Jahre im Gutskeller reifen. «Einen Vignarionda zu trinken, bevor er zehn Jahre alt ist, ist wie Kindsmord», sagt Mariacristina Oddero. Die beiden Weine wurden eine Stunde vor der Degustation dekantiert.
Den Barolo Riserva Vignarionda 2007 (94 Punkte) zeichnen Staubigkeit in der Nase, reife Pflaumen und florale Noten in der Nase aus, im Gaumen mittlere Tannine, Steinstaub,
Kräuterwürzigkeit, schwarzer Pfeffer und ein sehr langer Abgang. Es ist vorteilhaft, einen Mord zu vermeiden und mit dem Genuss zuzuwarten.
Der 2006er des Riserva Vignarionda (93 Punkte) zeigt farblich Reifetöne, in der Nase aber ist er noch jugendlich. Auch er hat Staubigkeit in der Nase auf, dazu pflanzliche Noten. Im Gaumen mittlere, sanfte Tannine, reife Früchte, Pflaumen und einen sehr langen Abgang. Ein unglaublich eleganter, finessenreicher Barolo. Auch hier lohnt es sich zu warten.
Zwei Barbera, einen Dolcetto und einen Moscato d’Asti
Die Oddero Poderi e Cantine produziert zwei weitere Barolos: den Rocche di Castiglione, einen Lagen-Barolo, dessen Rebberg biologisch bewirtschaftet wird, und den Bussia Vigna Mondoca Riserva 5 Anni – die Nebbiolotrauben kommen von rund 50-jährigen Reben.
Weitere Rotweine sind der Barbera d‘Asti superiore Nizza (27 Franken), der Langhe Nebbiolo (29 Franken), der Barbera d‘Alba Superiore, der Barbaresco Gallina (56 Franken) und ein Dolcetto d‘Alba. Das Gut produziert ausserdem einen Weisswein, den Langhe bianco Collaretto (Verschnitt aus Riesling und Chardonnay), einen Moscato d‘Asti (18.50 Franken) und schliesslich den Grappa di Moscato d‘Asti Cascina Fiori. Oddero-Weine sind beim Weinhaus Küssnacht erhältlich.