Pinot Rhein – Rolling Home

Pinot Rhein 2006 bis 2015 – zehn Jahrgänge bereit zur Verkostung in der Wirtschaft im Franz in Zürich.

Pinot Rhein 2006 bis 2015 – zehn Jahrgänge bereit zur Verkostung in der Wirtschaft im Franz in Zürich.

Wein wurde früher oftmals in Fässern auf die Reise geschickt, weil sich diese gut transportieren und in Massen stapeln liessen – meist auf dem Schiffsweg. Städte wie Porto und Bordeaux haben seit jeher davon profitiert.

Drei Winzer aus der Bündner Herrschaft machen je ein Fass mit Pinot noir ebenfalls mobil, aber aus einem ganz anderen Grund. Hansruedi Adank, Hanspeter Lampert und Ueli und Jürg Liesch aus Fläsch, Maienfeld und Malans treffen sich jedes Jahr mit Ihren Fässern für den Verschnitt ihres gemeinsamen Weines Pinot Rhein. Und der wird nach der Verkostung wieder in die Barrique gefüllt und auf die Reise zurück geschickt.

«Der Pinot Rhein ist Spiegel des Terroirs und der Reben und trägt die Handschrift leidenschaftlicher Winzer. Und er ist eine Hommage an den Pinot noir Graubündens.» (Pinot Rhein, Der Wein)

Die letzte Reise der Fässer

«Die Reben wachsen zumeist auf Schuttkegeln aus Kies, Sand und kalkreichem Bündner Schiefer. Die tiefgründigen, facettenreichen geologischen Formationen sind mit einer dünnen Humusschicht bedeckt. Dieser unscheinbare Boden ist das Pinot-Terroir par excellence.» (Pinot Rhein, Terroir)

Ein Jahr lang reift jeder der Weine im Fass beim jeweiligen Winzer. Anschliessend werden zwei der drei Fässer auf die Reise geschickt. Es hat sich ergeben, dass der endgültige Verschnitt und das Abfüllen auf dem Weingut Heidelberg bei Hanspeter Lampert stattfindet.

Am Montag, 26. November, luden die Winzer von Pinot Rhein in die Wirtschaft im Franz, um die Jahrgänge 2006 bis 2015 Pinot Rhein zu verkosten.

«Man kann nicht für alle Geschmäcker einen Wein machen», sagt Hanspeter Adank.

Reif! Die Jahrgänge Pinot Rhein 2006 bis 2010

Pinot Rhein – die Reise der FässerBei den reifen Jahrgängen 2006 bis 2009 und 2010 (am Beginn der Genussreife) sind die Holzaromen harmonisch mit der Frucht verbunden. Bei den Weinen von 2011 bis 2015 sind Holzaromen schon jetzt gut in die Fruchtigkeit integriert.

Der Pinot Rhein 2006 (86 Punkte, 57 Franken) ist für mich am Ende seiner Genussphase mit seinen Portwein-, Kompott- und Marmeladenoten. Im Gaumen war ein Ansatz von Sherry auszumachen.

Reif und trotzdem frisch zeigt sich der Jahrgang 2007 (88, 57 Franken). Neben den reifen Frucharomen sind noch immer frische Fruchtnoten verbunden mit Kaffee, Rauch und Teer auszumachen. Der 2007 sollte bald getrunken werden.

Fast noch jugendlich und vor allem frisch wirkt der 2008er (89, 57 Franken). Auffallend, wie die reifen Noten in der Nase – leichte Noten von Marmelade und Kompott, etwas Rumtopf – im Gaumen nicht präsent sind, sondern die elegante, rotbeerige Frische überwiegt.

Auch Pinot Rhein 2009 (89, 57 Franken) zeigt Reifenoten in der Nase. Im Gaumen ist davon noch wenig zu spüren. Die Fruchtaromen sind mehr warmfruchtig und schwarzbeerig mit reifen Kirschen, Pflaumen und Brombeeren.

Der 2010er (90, 57 Franken) präsentiert sich noch etwas jugendlicher als der 2009er. Während in der Nase Reifenoten auszumachen sind, zeigt sich im Gaumen eine grosse Palette roter und schwarzer Früchte mit Kräuterwürzgigkeit und Blüte. Er ist elegant, komplex und finessenreich – ein hervorragender Pinot. Der Pinot Rhein 2010 wird durch die Lagerung noch zulegen.

Jung und fruchtig! Pinot Rhein 2011 bis 2015

Der Pinot Rhein 2011 (90, 57 Franken) zeigt Reifenoten in der Nase. Im Gaumen hingegen zeigen sich frische, reife Früchte und Kräuterwürzigkeit wie Minze oder Ingwer. Der 2011 ist körperreich und kraftvoll. Durch Lagerung legt er noch zu.

Der Jahrgang 2012 (89, 52 Franken) gefällt mir wegen seines kühlfruchtigen Charakters. Seine Aromatik ist noch jugendlich mit roten und schwarzen Beeren, der Barriqueeinsatz noch mit Vanille und Toast spürbar und trägt zum Charme bei.

Der Pinot Rhein 2013 (91, 52 Franken) gefällt mir am besten. Er ist frisch, beerig und sortentypisch. Seine Aromatik ist jugendlich mit einem hohen Anteil an Kräuterwürzigkeit und kühlfruchtigen Aromen.

Den 2014er (90, 52 Franken) zeichnet sein kühlfruchtigen Charakter aus. Dazu treten kräuterwürzige Aromen wie Johannisbeerbläter und Minze und Noten aus dem Barrique von Toast und Vanille. Er ist noch rau, dürfte sich durch Lagerung zu einem eleganten und finessenreichen Pinot entwickeln.

Der 2015er (91, 52 Franken) ist jung, fruchtig und kraftvoll. Jugendliche Fruchtigkeit und sanfte Barriquenoten machen ihn schon jetzt zu einem schönen Essensbegleiter. Ich empfehle, mit dem Genuss zuzuwarten.


Der Weinblog war von Herzog & Vombach, Winterthur ZH, zur Verkostung der Jahrgänge Pinot Rhein 2006 bis 2015 in der Wirtschaft im Franz, Zürich, eingeladen.