Die Schweizer Pinot noir haben mich überrascht. Zuvorderst die Weine der Caves de Chambleau und der Caves du Château d’Auvernier aus dem Kanton Neuenburg und die Gewächse aus der Deutschschweiz des Weinguts Eichholz und des Weinguts Krebs. Die Deutschschweizer gehören für mich in die Gruppe der subtilen und finessenreichen Pinot noir, die ersten beiden in diejenige der kraftvollen und stoffigen Gewächse. Eine Welt für sich sind die Pinot von Litwan Wein aus dem Aargau.
Subtilität und Finesse
Irene Grünenfelder produziert auf ihrem Weingut Eichholz in Jenins GR drei Pinot noir: einen Grundwein, den Alte Reben 2015 von 50-jährigen Rebstöcken und den Eichholz 2015, eine Selektion aus den besten Trauben des gleichnamigen Gebietes. An allen dreien gefallen mir Finesse und Subtilität. Bei Alten Reben und Eichholz kommen Elemente wie Komplexität und jetzt in ihrer Jugend eine versteckte Kraft hinzu.
Auch der Pinot noir Alte Reben 2015 des Weingutes Krebs aus Twann BE zeigt viel Finesse. An ihm faszinieren mich Ausgewogenheit und ausbalancierte Struktur. Ausserdem kann ich den Chardonnay 2016 empfehlen. Gemäss Andreas Krebs hat die Gärung das erste Mal spontan begonnen. Besonders überzeugen die Kamillen-, Lindenblüten- und Zitrusaromen und die Mineralität.
Kraft und Stoff
Ganz anders strukturiert sind die Pinot noir der Caves de Chambleau. Es ist die Kraft, die mir an den Weinen des Gutes gefällt. Die Cuvée Charlotte 2015 ist der feinere der beiden Gewächse des Gutes. Er zeigt Bitterschokolade und spürbare rotbeerige Säure. Durch den Kontakt mit wenig Luft ist er lagerfähig. Der Pur Sang 2014 ist schlicht ein grosser Schweizer Pinot noir. Er war 18 Monate in neuen, ein- und mehrjährigen Barriques. Es lohnt sich, ihn reifen zu lassen.
Auch die Pinot der Caves du Château d’Auvernier zeichnen sich durch ihre Kraft aus. Sie sind jetzt aber schon eine Spur feiner als diejenigen von Chambleau. Les Argiles 2014 ist noch vom Holz geprägt; er wurde 18 Monate in neuen Fässern ausgebaut. Während der Gaumen noch kompakt wirkt, sind in der Nase Vanille- und Currynoten zu spüren. Der Pinot noir Tradition ist schon zugänglicher. Er war in 1000-Liter-Eichenfässern. Im Gaumen zeichnet er sich durch Johannisbeeren, Leder und sehr leichte Tannine aus.
Eine Welt für sich
Die Pinot noir von Tom Litwan aus Schinznach Dorf AG sind eine Welt für sich. Der gelernte Maurer Litwan stellt vier Pinot klar getrennt nach Weinbergen her. Herznach Chraibel, Elfingen Rüeget, Oberflachs Auf der Maurer und Thalheim Chalofe. Allen gemeinsam sind Rauch-, Teer- und Asphaltnoten, deren Dominanz bei Oberflachs und Thalheim weniger gross ist als bei den ersten beiden. Alle müssen erst ein paar Jahre lagern, bevor sie zu geniessen sind.
Weingut Krebs,Weingut Eichholz/Irene Grünenfelder, Caves de Chambleau, Caves du Château d’Auvernier, LitwanWein,